10 Fragen an … Andre Isler

Seine Low-Carb Kochbücher verkaufte Andre Isler bereits über tausend Mal. Erfahre in unserem Interview, wie er den Spagat zwischen Schreiben, Self-Publishing und Kochen meistert und viele Tipps zu Zielgruppen orientiertem Marketing, das Potential von Blogs oder seiner experimentierfreudigen Preisstrategie.

Über Andre Isler

Mein Name ist Patrick Niesler und ich bin Self-Publisher unter dem Autoren-Pseudonym Andre Isler. So lang ich mich erinnern kann, bin ich fasziniert davon Geschichten zu erzählen. Ich bin ein kreativer Chaot, der sich in der Vergangenheit schon an vielen unterschiedlichen Dingen ausprobiert hat, die mit dem Schreiben zu tun haben, wie Kurzgeschichten, Blogs zu unterschiedlichen Themen, aber auch an ersten unfertigen Romanen. Wie ich dann auch noch nebenbei zu einem Self-Publisher mit einem Bestseller in der Kategorie Gesundheit wurde, war eher ein Zufall. Neben dem Schreiben bin ich ein großer Fitness und Sport Fan und hatte 2012 ganz unverbindlich einmal eine Umstellung auf kohlenhydratarme Ernährung ausprobiert. Nach kurzer Zeit merkte ich aber, dass die Anzahl an schnellen und einfachen (ich bin eigentlich immer am arbeiten) Rezepten im Internet sehr gering ist. Auch mit etablierten Kochbüchern war ich nicht sehr zufrieden. Und so entstand die Idee zur „Kaum Kohlenhydrate Kochbuch“-Reihe.
Wenn ich nicht schreibe, koche oder arbeite, dann findet man mich in meinem Münchener Stadtteil Maxvorstadt mit meiner Lebensgefährtin bei einem Kaffee oder beim Surfen auf den Wellen des Atlantiks.

1. Was sind Deine größten Stolpersteine auf dem Erfolgsweg als Autor?

Speziell für Self-Publisher sehe ich die größte Herausforderung darin nicht nur als Autor, sondern auch als Verleger zu denken. Als Autor sieht man sein Werk immer als sein Baby an, will es beschützen und wachsen sehen. Als Verleger hingegen kann man ziemlich emotionslos gegenüber dem Werk stehen, denn das vorrangige Ziel ist es, das Buch so oft wie möglich zu kaufen. Außerdem denkt man als Verleger immer in Jahren/Jahrzenten und ist an einem ständig wachsenden Archiv interessiert, das kontinuierlich Tantieme generiert.

Den Spagat zu meistern ist daher aus meiner Sicht der größte Stolperstein, weil man als Autor lernen muss loszulassen und zwar in dem Moment, wenn das Buch fertig geschrieben ist. Dann übernimmt der Verleger, im Fall des Self-Publishing man selbst, das Steuer. Und dazu kann es auch einfach mal gehören, den Stecker zu ziehen und nicht „gute Zeit und Geld“ der bereits verlorenen Zeit und Geld hinterher zu werfen.

2. Wie sind Deine Buchcover entstanden?aicover

Bisher habe ich ja nur Sach- und Kochbücher veröffentlicht – aber gerade in diesem Bereich ist das Coverdesign einer der entscheidenden Faktoren ob du einen Bestseller auf den Markt bringst oder nicht. Das Cover muss aussagekräftig sein und dem potentiellen Käufer auch sofort klar machen, was er alles bekommen wird, denn erst wenn er das Potential sieht, dass sein „Kauf-Bedürfnis“ befriedigt werden könnte, wird er sich weitere Details wie Beschreibung & Bewertungen ansehen und im vielleicht letzten Schritt einen Blick ins Buch werfen.

Bei meinen Covern der „Kaum Kohlenhydrate Reihe“ habe ich bewusst den Schwerpunkt auf eine eher textlastige Gestaltung gelegt. Es handelt sich um Rezeptbücher, bei denen es kaum darum geht, dass der Leser eine emotionale Bindung zum Produkt/Buch aufbaut. Er hat ein bestimmtes Bedürfnis, er braucht neue Low-Carb Rezepte zum Nachkochen. Und bei den Covern sieht er sofort was er bekommt.

3. Nach welchen Kriterien hast Du Deine Kaufpreise festgelegt?

Den Preis habe ich nach einer eingehenden Recherche bestimmt und dafür verschiedene Faktoren herangezogen. Am Ende bin ich dann bei einem VK von 2,99€ gelandet, den ich heute als richtigen Preispunkt empfinde.

Ich hatte bei Veröffentlichung mit einem Preis von 3,99€ begonnen. Die Verkaufszahlen waren okay, ich habe dann aber schnell gemerkt, dass eine Stagnation in den Verkäufen eingetreten ist. Die Vermutung lag nahe, dass ich vielleicht nicht den richtigen Preispunkt getroffen hatte und der Preis für einige potentielle Käufern eine gewisse Hemmschwelle mit sich brachte. Daraufhin hab ich den Preis um 1€ reduziert und siehe da, der Umsatz hat sich in Vergleich zu dem alten Preis deutlich gesteigert. Sprich ich konnte mehr Bücher verkaufen und mit den Mehrverkäufen nicht nur die Preisreduktion wieder gut machen.

Bei Sachbüchern halte ich es für wichtig folgende Punkte zu analysieren:

  1. Wie viele andere Bücher beschäftigen sich mit dem Thema
  2. Wie umfangreich sind diese Bücher
  3. Welchen Mehrwert bietet mein eigenes Buch

Bei mir war es zum Beispiel so, dass es zwar einige „Low-Carb Kochbücher“ gab, aber eher in einem hohen Preissegment. Diese waren auch klassische Verlagsprodukte. Ebenso wusste ich, dass in meinem „Kaum Kohlenhydrate Kochbuch“ keine Bilder der Rezepte enthalten sein werden, weil ich es eher wie eine klassische Rezeptsammlung (von Oma) halten wollte.
Dabei wollte ich meinen Lesern folgenden Mehrwert bieten: Rezepte auf den Punkt gebracht, für einen fairen Preis, die einem neue Inspiration geben.
Daraus ist dann die Strategie entstanden mit einem niedrigen Preis zu versuchen ein etabliertes Segment einzunehmen.

4. Was tust Du, damit ein Werk von Dir ein Bestseller wird?

Für die „Kaum Kohlenhydrate Kochbuch“-Reihe waren vor allem die einschlägigen Fitness und Ernährungsblogs von entscheidender Bedeutung. Hier wusste ich, dass ich eine klare Zielgruppe und Überschneidung mit den Blogs habe und ich direkt mit potentiellen Käufern ins Gespräch kommen kann. Gemeinsam mit den Bloggern habe ich unterschiedliche Aktionen durchgeführt, wie Gewinnspiele, Interviews und klassische Buchvorstellungen. Aber ich habe auch vereinzelt zusätzlichen Content produziert, wie gerade eben zur Adventszeit und zur Bewerbung des 2ten Teils der „Kaum Kohlenhydrate Reihe“. Hier habe ich Low-Carb Plätzchen Rezepte für einen Blog geschrieben, die dann dort veröffentlicht wurden und dies dann gekoppelt mit einem Gewinnspiel, welches ich über das XinXii Coupon System abgebildet habe.

Übrigens sind auch Youtuber aus diesen Bereich sehr interessant und haben ein unglaubliches Potential ein starker Marketingkanal zu sein. Ich denke, das Wichtigste bei der Bewerbung ist es generell Relevanz zu erzeugen und mit seiner Zielgruppe zu sprechen. Das ist bei einem Sachbuch sicherlich um einiges einfacher als bei einer fiktionalen Arbeit. Aber mit der Relevanz kommen die Käufer, mit ihnen die meisten (weil auf Relevanz basierter Kauf) positiven Bewertungen und mit beiden zusammen die Chartplatzierungen und damit dann nicht nur der Bestseller, sondern auch ein langfristiger „verlegerischer“ Erfolg.

139323doc14142249925. Unternimmst Du etwas abseits der klassischen Marketing-Aktionen, damit ein Werk von Dir Erfolg hat?

Für die derzeitigen Projekte habe ich dies nicht getan, weil ich meine Zielgruppe perfekt und gezielt im Web ansprechen kann.

Ich würde aber gerne einmal eine Gegenfrage stellen bzw. eine Vermutung anbringen über die ich gerne mit Lesern diesen Interviews in den Kommentaren diskutieren kann/möchte.

Wer seine Bücher digital veröffentlicht und keine Druckausgabe anbietet sollte sich eines bewusst machen: Eure Kunden brauchen ein „modernes Lesegrät“, oder neudeutsch, ein iPad, Kindle, eBook-Reader. Ich gehe davon aus, dass ein Großteil dieser Menschen eine durchschnittliche bis hohe digitale Affinität mitbringen und sie sich daher viel im Web bewegen und sich auch dort ihre nächsten Buchkäufe finden, Blogs durchstöbern und sich auf dem Laufenden halten. Warum sollte man daher wertvolles Geld und Zeit in „klassische Marketingaktionen“ (wie Flyer) stecken.

Unter Umständen würde ich Lesungen noch nicht mal davon ausnehmen, weil man hier in der Regel nur wenig Leute erreicht und die oft zitierte Mund-Propaganda heute viel schneller und effektiver im Web statt findet.

6. Was wäre Dein wichtigster Tipp für einen neuen Indie-Autor?

Generell braucht ein Autor Geduld. Nicht jedes Buch schafft gleich einen guten Start. Daran darf man einfach nicht verzweifeln und man muss weiter am Ball bleiben. Kritik sollte jeder annehmen, aber (und das finde ich echt wichtig) man sollte es auch nicht jedem recht machen. Es gibt nichts, was jedem Gefallen wird. Mir wurde mal, als ich angefangen hab zu schreiben, was Wichtiges gesagt: „Es ist geschrieben. Und wie es geschrieben ist, ist es gut!“

Sachbuchautoren möchte ich einen anderen Tipp mit auf den Weg geben. Denkt mehr wie ein Verleger und weniger als ein Autor. Sucht euch Bereiche und Segmente die ihr aufbrechen könnt und bei denen es sich lohnt. Keiner braucht ein weiteres „Plätzchenbackbuch“. Wählt Themen, die gesucht werden und in denen ihr euch schnell etablieren könnt. Ich kriege dafür jetzt bestimmt von dem einen oder anderen eine Rüge aber bei Sachbüchern geht es um zwei Dinge: Relevanz bedienen und Geld verdienen.

7. Wohin ziehst Du Dich zum Schreiben zurück? Wärst Du bereit, uns Deinen Schreibplatz zu zeigen?

Das ist ganz unterschiedlich. Für meine „Kaum Kohlenhydrate Kochbücher“ habe ich oft in der Küche geschrieben. Das lag einfach nahe, weil ich natürlich auch unterschiedliche Sachen gekocht habe und einfach auch selbst ausprobieren musste.
Ansonsten schreibe ich eigentlich da, wo mich gerade die Muse küsst oder wo meine Lebensgefährtin mich gerade lässt :-). Am liebsten schreibe ich aber an der frischen Luft:

Arbeitsplatz

8. Mit welchem Autor würdest Du gern mal zu Abend essen, und was wäre Deine erste Frage?

Francis Paul Wilson, weil seine Romanfigur „Repairman Jack“ mein Kindheitsheld war und er mich zum Bücherverschlingen angetrieben hat. Ich würde ihn fragen, wie viel „Repairman Jack“ eigentlich in Paul Wilson steckt und warum er aus einem perfekt für das Genre Thriller zugeschnitten Charakter einen SciFi/Fantasy Helden gemacht hat.

9. Welches nächste Projekt hast Du geplant, und was möchtest Du rückblickend anders machen?

8. Als nächstes steht erstmal der dritte und damit letzte Teil der „Kaum Kohlenhydrate Reihe“ an. Es wird dann noch eine weitere Version geben, in der alle Bücher zusammengefasst sind und die Rezepte durch zusätzliche neue Inhalte ergänzt werden.

Und dann werde ich mich tatsächlich daran machen meine erste fiktionale Arbeit zu veröffentlichen. Mir schwebt eine Serie vor, speziell für Männer. Harte Action, derbe Sprüche à la Hollywood. Ich hoffe, dass mein Stil beim männlichen Geschlecht Anklang findet, aber das kann man natürlich schlecht planen. Aber ich empfinde es generell als tolle Herausforderung für 2015 mich diesem für mich neuen Bereich des „fiktionalen Erzählen“ als Self-Publisher zu widmen.

10. Was schätzt Du an XinXii?

Die Distribution ist sehr unkompliziert, der Service einfach klasse und ich hatte bisher immer das Gefühl, dass ich mit Menschen zu tun hatte, die ihren Job gerne machen und die wirklich helfen wollen. Die Auszahlungen gehen fix und ich hatte bisher wirklich keine Probleme und bin sehr zufrieden.

Außerdem finde ich das Coupon-System ein tolles Tool auch wenn es hier sicherlich noch einiges zu verbessern gibt. Aber es ist einfach gut, dass es hier die Möglichkeit generell gibt.

Andre Isler auf XinXii
@pniesler | Xing Profil | LinkedIn Profil

Vielen Dank, Andre, für das inspirierende Gespräch. Viel Erfolg mit dem dritten Band und Deinem Roman-Projekt und natürlich weiterhin viel Freude auf Deinem Weg als Indie Autor!

Über  ⁄ Patricia Gentner

Patricia ist im Distributions-Team von XinXii und damit zuständig für die Konvertierung, Validierung und Auslieferung von E-Books. Seit dem Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft beschäftigt sie sich intensiv mit E-Books und digitalen Medien.

Ähnliche Beiträge

Keine Kommentare