Crowdfunding im Self-Publishing

Self-Publishing mit professionellem Anspruch hat seinen Preis, man denke z.B. an Korrektorat, Illustration oder Buchtrailer. Die finanzielle Unterstützung durch Leute, die ein Autor für sein Buchprojekt begeistert, kann eine Lösung sein – sie heißt „Crowdfunding“. Was zu beachten ist, damit Du dieses Finanzierungmodell auch für Dein E-Book erfolgreich nutzen kannst, hat uns Eva Jung verraten; sie zählt zu den bislang erfolgreichsten Crowdfundern der Literaturwelt.

Bei den Kreativen der IT-, Film- und Musikszene hat sich das Modell bereits erfolgreich etabliert. Nun setzen auch immer mehr selbstverlegende Autoren auf Crowdfunding, um ihr Buchprojekt von ihrer Community finanziell unterstützen zu lassen.

Die Autorin Eva Jung zum Beispiel hat über die Crowdfunding-Plattform Startnext 25.177 Euro aktiviert, um ihr Buch „Alltagstourist“ veröffentlichen zu können. Wir haben mit ihr im #xinxiichat auf Twitter gesprochen.

Der Ablauf eines Crowdfunding-Projektes

… am Beispiel der Crowdfunding-Plattform Startnext: „Man meldet sich an. Stellt sein Projekt per Foto, Video und Text vor. Dazu hat man alle Zeit der Welt. Erst wenn das Projekt vom Projektverantwortlichen freigegeben wird, kommt man in die nächste Phase. In der zweiten Phase muss man erst mal nur eine festgelegte Mindestmenge von Fans für das Projekt gewinnen. Also beweisen, dass das Projekt reelle Chancen hat. Wenn man das geschafft hat, geht es in die Fundingphase.“

In jeder Phase gibt es Stellhebel, die den Erfolg beeinflussen.

1. Vorbereitungsphase: Projektdefinition und Netzwerkaufbau

Die Fundingziele reichen von einzelnen Kostenstellen wie z.B. der (Teil-)Finanzierung eines Lektorates oder einer Lesung, bis hin zur Finanzierung eines gesamten Buchprojektes. Evas Ziel war es beispielsweise, ihr Buch vierfarbig in einer Auflage von 2.000 Stück drucken zu lassen und gebunden zu veröffentlichen.

Die Zielsumme von 20.000 EUR definierte sie mit Hilfe eines Businessplans. Zur Zielerreichung wurden Fundingbeträge gestaffelt (zwischen 5,00 EUR und 333,00 EUR), die jeweils an ein „Dankeschön“ gekoppelt wurden. Die Anreize reichten bei Eva von einem persönlichen Postkartengruß über eine namentliche Nennung im Buch und Überraschungspaketen bis hin zu einem handsignierten Siebdruckposter.

Als Laufzeit für die eigentliche „Fundingphase“ empfiehlt Eva 3 Monate – und warnt: „Für das nächste Crowdfunding-Projekt würde ich mir vielleicht Urlaub nehmen. Neben dem normalen Job ist das echt sauviel Arbeit!“ Sie hat zur Vorbereitung und Betreuung des Projektes täglich 2-3 Stunden Zeit investiert.

„Halbherzigkeit funktioniert nicht beim Crowdfunding.
Weder für den Starter noch für die Unterstützer.“

Ein bestehendes Netzwerk ist die Voraussetzung für den Erfolg eines Crowdfunding-Projekts. So braucht man zum Beispiel bei Startnext für die Freigabe der Kampagne eine Mindestanzahl von potenziellen Unterstützern (siehe Startnext-Handbuch): „Man musste vorab auflisten, wo man wie viele Fans und Verbündete hat. Ohne Netzwerk geht nix!“ Um diese Hürde zu meistern, nutzte Eva ihren Newsletter-Verteiler und ihre Seiten auf Facebook, Twitter & Co., und aktivierte Freunde mit potenten Blogs und Fanpages auf Facebook.

2. Startphase: Präsentation

In der nächsten Phase geht um die attraktive Präsentation des Projektes auf der Crowdfunding-Plattform, um die Mindestzahl potenzieller Unterstützer zu erreichen. Es geht darum zu begeistern und Vertrauen aufzubauen.

Das Erste, was potenzielle Unterstützer wahrnehmen, ist die Headergrafik, daher sollte sie unbedingt attraktiv gestaltet sein. Hier die Grafik von Eva auf ihrer Projektseite:

Der eigentliche Erfolgsgarant ist für Eva das Präsentationsvideo: „Bewegtbild erzeugt einfach mehr Empathie. Schreiben kann man viel. Aber wenn man die Person dahinter sieht, die Ideen von einer reellen Person präsentiert sieht… das ist einfach charmant und glaubwürdig und einladend. Menschlich!“ Das Video muss Eva zufolge nicht super professionell sein, solange es die Zielgruppe anspricht, alle Informationen zum Projekt enthält, charmant ist und nicht länger als 3 Minuten ist: „Crowdfunding-Videos, die zu lange sind (über 3 Minuten) haben keine große Chance, bis zum Ende angeguckt zu werden.“

3. Fundingphase: Motivierung

Ist die Mindestzahl potenzieller Unterstützer erreicht, gibt die Crowdfunding-Plattform das Projekt frei – die entscheidende „Fundingphase“ wird eingeläutet. Nun geht es darum, sein Netzwerk zu motivieren, das Projekt finanziell und durch das Gewinnen zusätzlicher Förderer zu unterstützen, um die Mindestsumme zu erreichen.

„Man sollte ein Verständnis für Marketing haben.
Und ahnen, was die Leute zum Teilen motiviert.“

Das Teilen (Weitersagen) des Projektes spielt eine wesentliche Rolle für den Erfolg: „Wenn die Leute etwas unbedingt haben wollen, fangen sie auch an zu teilen. Das Teilen ist ein Teil des Preises, den man bereit ist zu zahlen, wenn man ein Projekt erfolgreich sehen will.“ Eva war es daher wichtig, laufend interessante Inhalte zu liefern, die zum Teilen des Projektes einladen. Ihr Tipp: ein Redaktionsplan. Denn: „Wenn man das Projekt einmal empfohlen hat – was sagt man dann die nächsten 3 Monate?“

Neben der Bereitstellung von spannenden und informativen Inhalten gilt es in dieser Zeit authentisch zu bleiben und Nähe zu erzeugen. Gib Deinen Fans Einblick in den Projektverlauf und lasse „Dein“ Projekt zu „Eurem“ Projekt werden. Eva hat ihr Netzwerk auf der Crowdfunding-Plattform immer auf dem Laufenden gehalten:

Anfängern rät Eva unbedingt sich vorab zu informieren und bei erfolgreichen Crowdfundern nachzufragen. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Whitepaper festgehalten: http://gobasil.com/blog/crowd-fun-ding

Zum Abschluss noch Crowdfunding-Projekte von XinXii-Self-Publishern:

• Ralph Pape: „Wolf Hole Junction“
• Eva Maria Höreth: „Moonwitch“
• Yvonne Holthaus: „Mit dem Gesicht zur Sonne“
• Ripley Patton: „Ghost Heart“

Dein Crowdfunding-Projekt fehlt? Wenn Du den Link per Kommentar hinterlässt, ergänzen wir es gerne.

Wir wünschen viel Erfolg mit Deinem Crowdfunding Projekt!