Eva Herman, Thilo Sarrazin und Charlotte Roche haben es sehr erfolgreich vorgemacht – und dank des Skandalpotenzials ihrer Bücher mit großem Erfolg die Verkaufszahlen hoch getrieben. Doch gutes Buch-PR-Zündeln will gelernt sein. Was Autoren beim kalkulierten Tabubruch beachten sollten, damit der Schuss nicht nach hinten losgeht.
Planen Sie den Tabubruch bis ins Detail!
– Es kommt nicht nur auf den Inszenierungswillen des Autors an. Wichtiger ist zu wissen, was von Öffentlichkeit und Medien als skandalös wahrgenommen wird, welche Wertmaßstäbe aktuell gelten. Wenn ein Buch zu höchst kontroversen Bewertungen seitens der Leser und Kritiker einlädt, erfüllt es eine zentrale Bedingung für den Vermarktungserfolg: Die Kritiker in den Medien schreiben, was das Zeug hält – Buch und Autor bleiben im Gespräch!
Bedienen Sie unbewusste Ängste, uralte Vorurteile!
– Wer gezielt polarisiert, bekommt schnell das Image eines Unangepassten – Grundvoraussetzung, um ein Buchthema zum Gegenstand der öffentlichen Empörung und Diskussion zu machen. Dafür sorgt schon der Aufstand der Gutmenschen. Wer als Autor ein gewisses öffentliches Ansehen hat, kann sein Buchthema mit öffentlichen Diskursen außerhalb des Literarischen verknüpfen.
Folgen und Risiken beachten!
– Seien Sie sich bewusst, dass die gezielte Provokation den eigenen Ruf und die Karriere ruinieren kann. Davon weiß etwa Eva Herman zu berichten. Die ehemalige Tagesschausprecherin und NDR-Talkerin schaffte es 2007 mit ihrem Buch zwar auf Platz 1 der Bestsellerliste. Doch Herman, die nicht nur mit überholten Ansichten zur Familienpolitik, sondern auch mit unreflektierten NS-Vergleichen aufwartete, katapultierte sich schließlich ins Abseits, verlor ihren Job und muss sich nun statt bei der ARD mit einer Tätigkeit bei einem unbekannten Web-TV-Kanal begnügen.
Bedenken Sie, dass Sie ein dickes Fell – und einen guten PR-Berater benötigen!
– Für Sensible ist der Tabubruch nicht geeignet, nur für Nicht-Zartbesaitete, an denen der öffentliche Protest abperlt. Wer dafür nicht die Nerven hat, sollte besser eine andere Buch-PR-Strategie nutzen. Den öffentlichen Sturm der Empörung halten diejenigen leichter durch, die den Tabubruch nicht nur aus taktischen Gründen wählen, sondern von ihrer Meinung unerschütterlich überzeugt sind. Entscheiden Sie sich für einen Tabubruch, sollten Sie nicht nur die Kunst des Polarisierens beherrschen, sondern auch einen guten PR-Berater haben, der strategisch denkt. Sonst geht der Schuss nach hinten los, und Sie landen als Tabubrecher in der Gosse der Ignoranz – statt auf der Bestsellerliste.
[…] manche Autoren haben sich dieses Gesetz schon zu Nutze gemacht, wenn auch das Verfahren seine Tücken haben […]