Was jeder Self-Publisher schätzt, ist gleichzeitig auch eine Herausforderung: Die Freiheit, für die ganze Prozesskette verantwortlich zu sein. Von der Covererstellung über die Formulierung des Klappentextes bis hin zum Marketing obliegt alles dem Autor. Es gibt ausreichend Bedarf an Schulungen, findet Matthias Matting, Gründer der ersten Selfpublishing-Akademie im deutschen Sprachraum. Die Akademie nutzt das Konzept des Fernstudiums, d.h. die Weiterbildung findet abseits des Campus statt.
Patricia von XinXii hat Matthias kurz vor dem Start zu seinen Beweggründen, den Chancen und den Zielen der Akademie befragt:
Das Ziel der Akademie ist: „Einsteiger in professionelle Verleger ihrer eigenen Werke zu verwandeln“ Der Charme der Indie-Szene ist jedoch für viele gerade dieser Do-It-Yourself Charakter, unabhängig von Verlagstraditionen.
Wie siehst Du das in Bezug zur Akademie? Wie viel Professionalität braucht es, um als Self-Publisher erfolgreich zu sein?
Leser legen keinen Wert darauf, auf dem Cover eines Buches ein Verlagslogo zu erkennen. Sie haben aber den Anspruch, für ihr Geld ein professionelles Buch oder eBook zu erhalten, und zwar sowohl in Sachen Inhalt (Sprache, Story) als auch bei der Form (Gestaltung, Technik). Das erfordert einen professionellen Anspruch des Selbstverlegers, selbst wenn für sie oder ihn eher der Spaß am Schreiben als das Geldverdienen im Vordergrund steht.
Richtet sich das Kursangebot nur an Anfänger oder auch erfahrene Self-Publisher?
Wir bemühen uns, in den Kursbeschreibungen klarzustellen, für wen ein Kurs geeignet ist. Die Auswahl der Dozenten mit ihrer umfangreichen Erfahrung soll sicherstellen, dass in aller Regel auch erfahrene Autoren noch einiges dazulernen können. Wenn man sieht, dass zu den ersten Anmeldungen AutorInnen wie Elke Bergsma und Béla Bolten gehören, scheint sich meine Hoffnung zu bestätigen.
Hinzu kommt der Aspekt des persönlichen Coachings: Dadurch können Anfänger wie Profis Antworten auf Fragen erhalten, die sie persönlich bewegen. Die Kurse sollen dabei immer ein konkretes Problem für den Teilnehmer lösen: Am Ende des Cover-Kurses hat er oder sie also ein Cover für sein neues Buch, der Klappentext-Kurs endet mit einem ansprechenden Klappentext, der Vermarktungs-Kurs mit einer individuellen Marketing-Strategie für das nächste Werk des Teilnehmers.
Sind Aufbaukurse geplant?
Zunächst hoffen wir natürlich auf möglichst große Resonanz auf die aktuellen Kurse. Wenn sich dann zeigt, dass bei einem bestimmten Thema etwa aus Zeitgründen doch noch viele Fragen offen bleiben mussten, dann könnte es auch Aufbaukurse geben.
Das Konzept der Akademie folgt dem der Fernkurse und dem Motto „lernen, wann und wo sie wollen“. Wie läuft die Teilnahme an einem Kurs konkret ab?
Die Anmeldung ist jederzeit möglich. Jeder Kurs hat allerdings einen festen Starttermin, der garantiert, dass auch der Dozent die Teilnehmer betreuen kann. Ab diesem Termin erhalten die Studenten entweder in fester zeitlicher Abfolge neue Lektionen oder aber nach Bewältigung einer Lektion – das richtet sich nach den Erfordernissen des Themas. Am Ende einer Lektion kann eine kleine Prüfung stehen, eine Abfrage des erworbenen Wissens. Sie kann auch von einer Einsende-Aufgabe begleitet sein, bei der die Teilnehmer konkrete Aufgaben lösen („Schreibe einen Klappentext zu …“) und an die KursleiterIn schicken.
Außerdem gibt es einmal wöchentlich ein festes Date mit den Dozenten, bei dem die Teilnehmer individuell fragen können. Die Kurse werden zudem von privaten Foren begleitet, in denen sich die Teilnehmer untereinander und mit dem Dozenten austauschen können. Am Ende stehen eine Abschlussprüfung und ein Zertifikat. Der ganze Prozess dauert bei den aktuell angebotenen Kursen rund sechs Wochen.
Über welche Medien vermitteln die Kursleiter ihre Inhalte?
Das System erlaubt Text, Bilder, Audio und Video. Die Kursleiter wählen je nach Thema die passenden Medien. Geht es um eBook-Erstellung, sind zum Beispiel Screencasts des konkreten Vorgehens ein Muss.
Steht bei den Kursen die Umsetzung oder die Überprüfung der Inhalte im Vordergrund – oder anders formuliert: Wie schwer wird die Prüfung?
Die Prüfung soll natürlich keine reine Formsache sein. Andererseits gehe ich davon aus, dass bei regelmäßiger, interessierter Kursteilnahme das Bestehen nicht problematisch ist.
Das Material steht den Teilnehmern auch nach Kursabschluss noch zur Verfügung. Können sie bei weiteren Fragen noch Kontakt zu den Leitern aufnehmen und sich mit den Kollegen austauschen?
Die Kursforen bleiben auch nach Kursabschluss offen, der Austausch mit den anderen Teilnehmern ist also gewährleistet. Bei den Dozenten hängt es von der persönlichen Arbeitsbelastung ab. Eine Betreuung wie während des Kurses können wir dann meist nicht garantieren.
Die Akademie bietet schon zum Start eine hochkarätige Auswahl an praxisorientierten Kursen, wie E-Book Marketing, Covergestaltung oder Lektorat. Werden die Kurse zirkulieren und von anderen Themen ergänzt? Oder muss man die Chance nutzen, da die Inhalte stets wechseln?
Wir hoffen natürlich, dass die aktuellen Kurse schnell ausgebucht und allein deshalb Wiederholungen unausweichlich sind. Es sind aber auch schon zwei konkrete neue Themen in Arbeit. Kurse, bei denen kein Bedarf mehr besteht, werden verschwinden. Da unsere Dozenten beruflich eingespannt sind, kann ich auch nicht in jedem Fall garantieren, dass sie ein zweites oder drittes Mal zur Verfügung stehen. Es empfiehlt sich also auf jeden Fall, jetzt die Chance zu nutzen.
Wie bereitest Du Dich auf Deine Kurse vor? Stehen Deine praktischen Erfahrungen im Vordergrund oder beziehst Du auch Fachliteratur ein?
Bei meinem Kurs über eBook-Erstellung setze ich auf mein Fachwissen. Ich habe bestimmt schon 400 eBooks aus allen möglichen Quellformaten und auf unterschiedlichen Wegen erzeugt, da kenne ich so ziemlich jedes potenzielle Problem. Bei meinem Vermarktungs-Kurs jedoch setze ich auch auf Fachliteratur, um einen theoretischen Unterbau liefern zu können.
Ein Kurs kostet 249 €. Wird es auch Paketangebote geben für Self-Publisher, die an mehreren Kursen interessiert sind?
Ich denke ja, aber darüber werden wir nach Abschluss der ersten Kurse entscheiden.
In Deiner Studie 2014 hat die Mehrheit nicht auf die Frage geantwortet, ob sie schon mal ein Seminar besucht hat. Wie bzw. aus welcher Erkenntnis schöpfst Du Hoffnung auf Erfolg?
Jeder Kurs löst ein ganz persönliches Problem des Teilnehmers, allein das ist meist schon die Teilnahmegebühr wert. Sie erhalten ein Cover, einen ansprechenden Klappentext, ein professionelles eBook, eine Vermarktungsstrategie für ihr nächstes Werk. Die Teilnehmer kommen mit ausgewiesenen Profis ihres Faches in Kontakt, und sie können sich auch mit anderen Autoren und Autorinnen austauschen, die vor ähnlichen Problemen stehen.
Self-Publisher stehen generell oft vor Fragen, die die beliebten Schreibkurse nicht beantworten können, weil ein Self-Publisher eben weit mehr als ein Autor ist. Das ist eine echte Marktlücke, die wir füllen können. Und dabei arbeiten wir völlig system- und anbieterneutral; die Teilnehmer müssen also nicht befürchten, in eine bestimmte Richtung gelotst zu werden.
Wo siehst Du die Akademie in 5 Jahren?
In fünf Jahren werden die erfolgreichen Teilnehmer der ersten Kurse an der Selfpublishing-Akademie selbst schon ihre Erfahrungen als Dozenten weitergeben. Zu jedem Thema werden Interessenten Antworten finden – nachdem zunächst die drängendsten Fragen beantwortet werden, haben dann auch exotischere Themen („Wie vermarkte ich mein Buch in Indonesien“) ihren Platz.
Vielen Dank, Matthias, dass Du so kurz vor der Buchmesse und dem Start der Akademie Zeit für ein Interview mit XinXii gefunden hast. Wir wünschen Dir viel Erfolg mit der Akademie und Deinen anderen Projekten!
Das aktuelle Kursprogramm, die Möglichkeit zur Anmeldung und vieles mehr gibt es auf der Webseite der Selfpublishing Akademie.
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