10 Fragen an … Katharina Gerlach

01. April 2015 von Patricia Gentner in 10 Fragen an... Tagged Buchcover, Preise, Rezension Kommentare 0

Katharina Gerlach, Indie-Autorin und Verlegerin, spricht über ihre Erfahrungen im Self-Publishing, Qindie und die Preisunterschiede zwischen Deutschland und USA.

Über Katharina Gerlach

Seit ich denken kann, habe ich Geschichten erzählt und aufgeschrieben. Zwar lobten Lektoren traditioneller Verlage meine Manuskripte (ich habe sogar eine Agentin), aber keiner traute sich, etwas zu veröffentlichen, das nicht in eine sauber beschriftete Box passt. Es schien mir natürlich, zur Indie-Autorin zu werden. Seit einem Jahr habe ich offiziell meinen eigenen Verlag gegründet (The Independent Bookworm) und bereits einen zweiten Autor unter Vertrag.
Es gibt drei Dinge auf der Welt, die ich mehr als alles liebe: meine Familie, Geschichten (meine und die von anderen) und die Natur. Das beste, was mir passieren kann, ist, wenn ein mir unbekannter Leser eine Rezension für eines meiner Bücher hinterlässt, um mir zu sagen, wie sehr es ihm/ihr gefallen hat.

1. Was sind Deine größten Stolpersteine auf dem Erfolgsweg als Autor?

Ich denke, die meisten habe ich bereits hinter mir. Im Augenblick ist Sichtbarkeit mein größtes Problem. Wie mache ich LeserInnen auf meine Bücher aufmerksam (die z.T. mehrfach ausgezeichnet worden sind), ohne dabei wie eine Marktschreierin zu wirken? Schließlich will ich die LeserInnen anlocken, nicht verschrecken.

2. Wie sind Deine Buchcover entstanden?

Bei den meisten meiner Bücher suche ich lange nach geeigneten Bildern und gestalte das Cover dann selbst. Nur für die Märchenbücher habe ich eine Designerin engagiert. Die Schrift füge ich aber trotzdem selbst hinzu. Ich habe bei der Covergestaltung gerne die Fäden in der Hand, weil es so unglaublich wichtig für den Erfolg eines Buches ist.

3. Nach welchen Kriterien hast Du Deine Kaufpreise festgelegt?

Qualität hat ihren Preis, das wissen wir alle. In den USA, wo ich meine Bücher auf Englisch verkaufe, kann man für eBooks wesentlich höhere Preise verlangen als in Deutschland. Zuerst wusste ich das nicht und habe daher dieselben Preise angesetzt wie in den USA. Mittlerweile habe ich die Preise gesenkt. Für ein 100 Seiten Fantasy-eBook nehme ich 2,99 €, bei mehr Seiten gehen die Preise rauf. Einige Titel biete ich bewusst billiger an (z.B. Urchin King), um LeserInnen den Einstieg zu erleichtern.

4. Was tust Du, damit ein Werk von Dir ein Bestseller wird?

Ich war eben erst auf der Leipziger Buchmesse, die für mich persönlich ein Erfolg war. Außerdem vernetze ich mich mit anderen Autoren. Mehrere meiner Bücher erhielten das Qindie-Siegel, eine Auszeichnung für qualitativ hochwertige Indie-veröffentlichungen, und ich beteilige mich rege an den Aktivitäten der Qindies (http://www.qindie.de). Gemeinsam erreichen wir mehr als alleine.

5. Unternimmst Du etwas abseits der klassischen Marketing-Aktionen, damit ein Werk von Dir Erfolg hat?
Für die Messe habe ich besondere Flyer drucken lassen, die einem Buch nachempfunden waren. Vorder- und Rückseite entsprachen dem Buchcover. Im Innenteil hatte ich eine kleine Leseprobe, eine kurze Biografie, einen QR-code mit Link und genug Platz zum Unterschreiben. Das ist eine großartige Möglichkeit, signierte eBooks zu verschenken. Der Link (bzw. der QR-code) führt direkt zu einem kostenlosen eBook, dass der Beschenkte herunterladen kann.

6. Was wäre Dein wichtigster Tipp für einen neuen Indie-Autor?

Veröffentliche erst einmal zehn Bücher bevor du viel Zeit in Marketing steckst. Wenn LeserInnen nur ein einziges Buch von dir finden können, lohnt sich der Aufwand meistens nicht.

7. Wohin ziehst Du Dich zum Schreiben zurück? Wärst Du bereit, uns Deinen Schreibplatz zu zeigen?

Mein Arbeitszimmer ist ein 2m mal 1,5m kleiner Schlauch. Winzig, ich weiß, aber ausschließlich mein. Die Ordnung ist ziemlich kreativ, aber ich weiß immer wo alles ist, was ich brauche. Vor jedem neuen Projekt wird aufgeräumt.

8. Mit welchem Autor würdest Du gern mal zu Abend essen, und was wäre Deine erste Frage?

Mit Edith Nesbit oder Astrid Lindgren, und ich hätte wahrscheinlich so viele fragen, dass ich erst einmal stumm dasitzen würde bevor alles auf einmal heraussprudelt.

9. Welches nächste Projekt hast Du geplant, und was möchtest Du rückblickend anders machen?

Mein nächstes Projekt ist der vierte Band meiner Märchenneuerzählungen, der voraussichtlich im Sommer erscheinen wird. Darin versetze ich das wenig bekannte Grimm’sche Märchen „Die Hütte im Wald“ in die von mir entwickelte Welt in der sich Magie und Dampftechnologie gegenseitig verdrängen.
Das Titelbild ist in der Planungsphase und die Geschichte bereits geschrieben. Ich schreibe meine Geschichten auf Englisch und übersetze sie dann zurück ins Deutsche (das ist einfacher als anders herum). Wenn der Veröffentlichungstermin näher rückt, werde ich diesmal versuchen, mehr Probeleser zu finden, die mir gleich zu Anfang der Werbekampagne Rezensionen schreiben. Nichts verkauft Bücher so gut, wie Rezis.